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Yogaphilosophie im Alltag - Samskara

  • Autorenbild: Yvonne
    Yvonne
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

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Wie Yoga uns hilft, alte Prägungen zu erkennen und loszulassen, um innerlich und äußerlich frei zu werden. 


Samskara - wenn der Körper erinnert, was der Geist vergessen hat. 

In der Yogaphilosophie beschreibt der Begriff “Samskara” die geistigen Eindrücke, die jede unserer Erfahrungen im Bewusstsein hinterlässt - wie Spuren in feuchter Erde. Diese Eindrücke, diese “Abdrücke der Vergangenheit” formen unsere Wahrnehmung, unsere Emotionen und oft auch unseren Körper.  Sie sind nicht nur einfach Erinnerungen. Sie sind lebendige Energie, sie sich in unserem System hält und dort - ihrer Natur entsprechend, arbeitet - nicht selten über Jahre, und manchmal auch ein Leben lang.


Wie Samskaras entstehen 

Man könnte meinen, dass es gar nicht möglich sei, an Samskaras vorbei zu kommen. Denn zum Erleben sind wir schließlich hier, und jede Erfahrung bringt potentielles Samskara mit. Potentiell? Samskara entsteht immer dann, wenn wir eine Erfahrung nicht vollständig bewusst durchleben. 

Bewusstes Erleben bringt Zeit zwischen Reiz und Reaktion. Ich nehme mir den Raum, zu entscheiden, wie ich auf den Reiz reagieren will. Ich nehme mir den Raum, zu entscheiden, wie ich sein will und wie ich mein Sein in der Situation zum Ausdruck bringen möchte.

 Samskara entsteht, wenn wir stattdessen das Ego reagieren lassen:

  • indem wir festhalten (“das will ich wieder!”)

  • oder abwehren (“auf keinen Fall nochmal!)


Wenn das Ego am Steuer ist, identifizieren wir uns meist mit der Erfahrung: mit dem Schmerz, mit der Freude, mit der Angst, mit dem Wunsch. Die Identifikation trennt uns von unserer wahren Natur, unserem reinen Bewusstsein (Purusha). 

Dort, wo eine Erfahrung sonst einfach durch uns hindurch fließen könnte, bleibt nun eine energetische Spur im Körper-Geist-System zurück. Die Spur nennen wir Samskara. 

Je öfter ein ähnliches Erlebnis oder Gefühl auftritt, desto tiefer wird die Spur - bis sie schließlich ein Muster prägt: ein wiederkehrender Gedanke, eine automatische Reaktion, ein Körperpanzer, ein emotionaler Knoten. 



Das Ego als Verstärker

Das Gehirn liebt Wiederholung. Gerade unser Stammhirn, das auch manchmal als Reptiliengehirn referiert wird, besteht auf Sicherheit. Und es findet Sicherheit immer wieder in dem, was es kennt. Auch wenn das bedeutet, alten Schmerz zu wiederholen. Das ist der Grund dafür, dass wir immer wieder in dieselben Situationen geraten, dieselbe Art Mensch anziehen und uns von bestimmten Themen geradezu “verfolgt” fühlen. 

Aus yogischer Sicht ist das kein Zufall. Das Leben führt uns genau dorthin, wo noch ein unbewusste Samskara, ungelöste Muster darauf warten, gesehen und befreit zu werden. 

Was wäre, wenn jede Wiederholung gar kein “nicht schon wieder” ist, sondern eine Einladung zur Bewusstwerdung?


Wie Yoga hilft, Samskara zu lösen

Yoga ist keine Flucht aus der Erfahrung, erst recht keine Realitätsverweigerung. Yoga ist der mutige Weg in die Erfahrung hinein.Yoga lädt Dich ein, das zu fühlen, was gefühlt werden will, und es aus der Identifikation zu lösen. So kann sich das, was einst im Körper und Geist festgehalten war, wieder in Bewegung bringen, um sich schließlich ganz aufzulösen. 


Ashtanga - Bewusstsein durch Disziplin

In der Ashtanga-Praxis erfahren wir, wie aus Struktur Freiheit entsteht.Durch die immer gleiche Abfolge werden alte Gewohnheiten sichtbar. Gleichwohl bist Du jedesmal neu, wenn Du auf die Matte gehst. Der Atem führt die Bewegung und allmählich entsteht ein Flow, in dem das Ego seine Macht verliert. Mit jeder bewussten Bewegung, jedem Atemzug, reinigen wir das Nervensystem – und damit die tief verankerten Samskaras, die sich in Spannung, Ehrgeiz oder Widerstand zeigen.


Yin Yoga - Loslassen in die Tiefe

Yin Yoga ist wie das stille Betreten der inneren Landschaft.Hier geschieht Transformation nicht durch Tun, sondern durch Sein. Der Körper sinkt allmählich in die Haltung, die Haltung sinkt in den Körper ein.Im Nachgeben, im Weichwerden, im Atmen zeigen sich alte emotionale Bindungen und lösen sich - manchmal spürbar, manchmal still.Yin Yoga lehrt uns, uns selbst nicht mehr zu manipulieren, sondern uns zu begegnen. Es stärkt die Bereitschaft, in der Begegnung zu spüren, was jetzt gerade da ist. Zu beobachten, wie sich das bewusst Gespürte durch den Körper bewegt und ihn dann verlässt. 




Wenn Bewusstheit den Raum öffnet

Samskaras lösen sich nicht, weil wir sie analysieren, sondern weil wir präsent bleiben, während sie sich zeigen.Bewusstheit ist das Feuer, in dem alte Muster verbrennen.Wenn wir Zeuge werden – im Körper, im Atem, im Geist – verliert das Ego seine Identifikation.Dann geschieht Loslösung.Dann entsteht Freiheit.

Und irgendwann, mitten in der Stille einer Haltung oder zwischen zwei Atemzügen, wird spürbar:Ich bin nicht meine Erfahrung.

Ich bin das Bewusstsein, das sie durchdringt. 

Ich bin das, was bleibt, wenn alles andere vergeht.

Und in diesem Bewusstsein bin ich frei. 



Fazit

Samskaras sind nicht unsere Feinde – sie sind die Wegweiser unserer Heilung.Jede Spur zeigt uns, wo wir noch festhalten – und wo wir bereit sind, uns tiefer zu öffnen.Yoga ist der Weg dieser Öffnung.Mit jedem bewussten Atemzug, in jeder ehrlichen Begegnung mit uns selbst, lösen wir ein Stück der alten Geschichte – und kehren zurück in die Weite unseres wahren Seins.

 
 
 

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