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YiA - Yoga-Philosophie im Alltag Teil 1: Antaḥkaraṇa - Dein innerer Kompass

 

1. Antaḥkaraṇa – das "innere Instrument"


Wenn wir meditieren, innehalten oder uns selbst besser einfach nur

verstehen wollen, stoßen wir früher oder später auf ein zentrales Konzept der indischen Philosophie: das Antaḥkaraṇa, zu Deutsch: das "innere Instrument".


Es beschreibt die vier Hauptaspekte unseres inneren Erlebens: Manas, Ahamkara, Buddhi und Citta. Gemeinsam bilden sie das feinstoffliche Instrumentarium, mit dem wir die Welt wahrnehmen, bewerten und mit ihr interagieren.


💡 Was ist das Antaḥkaraṇa?

"Antaḥ" bedeutet "innen", "karaṇa" bedeutet "Instrument" oder "Werkzeug".Das Antaḥkaraṇa ist das, was zwischen reinem Bewusstsein (Puruṣa) und dem physischen Handeln steht. Es ist der innere Vermittler zwischen der Welt und unserem wahren Selbst.

In der klassischen Yoga-Philosophie wird es in vier Funktionen unterteilt, die zusammen das psychische System des Menschen ausmachen:


🎠 1. Manas – der denkende Geist

Manas verarbeitet Sinneseindrücke, fragt: Was ist das? Will ich das? Wie finde ich das?Es ist der Ort von Impulsen, Reaktionen, Wünschen und Zweifeln.Oft unruhig und sprunghaft, aber grundlegend wichtig für Orientierung und Kommunikation.


🪞 2. Ahamkara – der Ich-Macher

Ahamkara ist die Instanz, die sagt: Ich bin das.Sie erzeugt Identifikation: mit dem Körper, mit Gedanken, mit Rollen.Ahamkara erschafft unser Selbstbild und verteidigt es. Wenn es überwiegt, erleben wir Trennung und Ego-Kampf.


🌊 3. Citta – das Speicherbewusstsein

Citta speichert alle Eindrücke, Erlebnisse, Emotionen – bewusst wie unbewusst.Es ist wie ein tiefer See, in dem sich vergangene Erfahrungen als Prägungen (Samskaras) ablagern.Die Bewegungen an seiner Oberfläche heißen Citta Vṛttis. Yoga heißt, diese Bewegungen zur Ruhe zu bringen.

"Yogaḥ citta-vṛtti-nirodhaḥ" – Yoga Sutra 1.2Yoga ist das Zur-Ruhe-Kommen der Bewegungen im Geist.

🔮 4. Buddhi – die Unterscheidungskraft

Buddhi ist die stille, klare Instanz in uns, die erkennt: Was ist wahr? Was ist wesentlich? Was dient mir wirklich?Sie kann zwischen Impuls und Wahrheit unterscheiden, zwischen Reaktion und Handlung.Wenn Buddhi rein ist, spiegelt sie das Licht des Bewusstseins (Puruṣa).


✨ Warum ist das Verständnis von Antaḥkaraṇa so wertvoll?

Weil es uns hilft, uns selbst zu entwirren.Statt uns mit jedem Gedanken, jeder Emotion oder Rolle zu identifizieren, können wir erkennen:

Ich bin nicht meine Gedanken (Manas), nicht mein Ego (Ahamkara), nicht meine Vergangenheit (Citta). Ich bin das, was beobachtet – und durch Buddhi unterscheiden kann.

Dieses Verständnis ist der erste Schritt zur inneren Freiheit.


🧱 Fazit

Das Antaḥkaraṇa ist wie eine feinstoffliche Schaltzentrale.Wenn wir sie kennen und bewusst nutzen, können wir klarer erkennen, ruhiger entscheiden, authentischer handeln - und dadurch friedlicher leben (in Frieden mit unseren Entscheidungen und ihren Konsequenzen). Wir können das, was wir erleben, dafür benutzen, uns neu auszurichten, anstatt kopflos zurückzuschlagen um das zu verteidigen, was einmal war.



 
 
 

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